
Wirkstoff: Norepinephrin
Substanzklasse: Sympathomimetikum, Katecholamin
Handelsname: Arterenol® | Noradrenalin
→ Ampulle á 1 mg / 1 ml
→ Ampulle á 10 mg / 10 ml
→ Ampulle á 25 mg / 25 ml
Übersichtstabelle #
INDIKATION | Schock / therapieresistente Hypotonie |
KONTRAINDIKATION |
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DOSIERUNG ERWACHSENE | Push Dose Pressor 10 - 20 μg i.v. "aus der Hand"
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DOSIERUNG KINDER | Perfusor 1 mg (20 μg/ml) |
CAVE | Alleiniger gesicherter i.v.-Zugang für Katecholamine! |
SCHWANGERSCHAFT / STILLZEIT |
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Verdünnung / Vorbereitung Perfussor:
PushDose-Pressor: 1 mg Norepinephrin + 100 ml NaCl 0,9% = 10 µg/ml → 10ml-Spritze aufziehen → 1 – 2 ml (10 – 20 µg) Boli i.v. verabreichen
Perfussor 1 mg: 1 mg Norepinephrin + 49 ml NaCl 0,9% = 20 µg/ml
Perfussor 5 mg: 5 mg Norepinephrin + 45 ml NaCl 0,9% = 100 µg/ml
Wirkung #
Norepinephrin (Noradrenalin) ist ein körpereigenes Hormon und zählt zu den Katecholamin und Sympathomimetika. Es wird physiologisch in den Nebennierenmarkzellen gebildet.
Die Hauptwirkung entfaltet Norepinephrin über eine agonistische Wirkung an α- und β1-Adrenozeptoren, wobei die Wirkung auf β2-Rezeptoren gering ist. Dies führt primär zu einer Vasokonstriktion, wodurch der periphere Widerstand und der Blutdruck steigen. An den kardialen β1-Rezeptoren steigert es die Kontraktilität des Herzens, wobei der Blutdruckanstieg reflektorisch eine Bradykardie auslösen kann.
Unter Norepinephrin steigt die Durchblutung autoregulierter Organe wie Gehirn und Koronargefäßen, während die Nierenperfusion abnimmt.
Therapeutisch wird Norepinephrin insbesondere beim (septischen) Schock oder nach Reanimation eingesetzt, um durch Vasokonstriktion den Gefäßtonus wiederherzustellen und den Blutdruck zu stabilisieren.
Abgrenzung zu Epinephrin #
Anders als Epinephrin wirkt Norepinephrin nur schwach an β2-Rezeptoren. Es aktivierte anders als Epinephrin auch α-Adrenozeptoren an den Gefäßen der Skelettmuskulatur und sorgt so für einen Anstieg des peripheren Widerstandes und eine ausgeprägte Blutdrucksteigerung.
Nebenwirkungen #
- Hypertonie
- Reflexbradykardie
- Dyspnoe & Lungenödem
- pektanginöse Beschwerden
- Herzrhythmusstörungen, Tachykardie
- myokardiale Ischämie, Herzinsuffizienz
- periphere Minderperfusion
- Kopfschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen
- Hyperglykämie
Pharmakokinetik #
Wirkeintritt: ~ 30 Sekunden
Wirkdauer: 3 Minuten
Halbwertszeit: 2 Minuten
Applikationsweg: i.v. / i.o.
Applikationsgeschwindigkeit: schnell
Wechselwirkung #
Wirkungsverstärkung durch:
→ Parasympatholytika, Antidepressiva, MAO-Hemmer, Antihistaminika, Theophyllin (starke Hypertonie)
→ Alkohol (starke Hypertonie)
Wirkabschwächung durch:
→ Betablocker, α-Blocker (starke Hypotonie)
schwere Nebenwirkungen durch:
→ Digitalis, Diuretika (Gefahr von Herzrhythmusstörungen)
Wirkabschwächung von:
→ Antidiabetika
Quellen #
- Bastigkeit, M. (2019). Medikamente in der Notfallmedizin. Edewecht, Deutschland: Stumpf + Kossendey.
- Cheplapharm Arzneimittel GmbH. (2021, Januar). Fachinformation Arterenol® 1 ml Arterenol® 25 ml.
- Damböck, Simon. (2025, Januar). Notfallmedikamente Rettungsdienst Bayern, Version 1.1. https://www.einsatztaktik.de/medikamente/
Eich, C. B., Guericke, H., Brackhahn, M. & Glowacka, M. (2018, 8. Juni). Maße & Dosierungen in der Kinderanästhesie, Kinderintensiv- und Kindernotfallmedizin. Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“. https://www.auf-der-bult.de/fileadmin/media/docs/KIB-ARZ/downloads/An%C3%A4sthesie_Ma%C3%9Fe_und_Dosierungen_Kinderan%C3%A4sthesie.pdf - Wanka, V. & Weiß, S. (2019). Medikamente im Rettungsdienst (2. Aufl.). Stuttgart, Deutschland: Georg Thieme.
- Winkler S, Brenner S: Die intensivmedizinische Erstversorgung des Kindes. Anästh Intensivmed 2018;59:68-87. DOI: 10.19224/ai2018.068