
Wirkstoff: Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin)
Substanzklasse: Antihypertonikum
Handelsname: Nitrolingual® | Nitroglycerin
→ Sprühflasche mit je 0,4 mg / Hub
Übersichtstabelle #
INDIKATION | akutes Koronarsyndrom | kardiales Lungenödem |
KONTRAINDIKATION |
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DOSIERUNG ERWACHSENE | 0,4 – 0,8 mg s.l.
| 0,8 – 1,6 mg s.l. (1 Sprühstoß = 0,4 mg) |
CAVE |
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SCHWANGERSCHAFT / STILLZEIT | bei Notfallindikation keine Besonderheiten |
Wirkung #
Glyceroltrinitrat setzt über eine enzymatische Reaktion Stickstoffmonoxid (NO) frei, wodurch sich die Produktion von cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat) erhöht. cGMP führt zur Relaxation der glatten Muskulatur (u.a. der Koronararterien) und verbessert die Durchblutung des Myokards. Da um venöse Gefäße deutlich weniger glatte Muskulatur vorhanden ist, die relaxiert werden muss, kommt es vorrangig zu venösem Pooling und einer verringerten Vorlast.
Durch die verringerte Vorlast ist auch die Füllung der Ventrikel geringer, was die Wandspannung ebendieser herabsetzt und zu einem niedrigeren Sauerstoffbedarf des Myokards führt. Da aber auch Arterien von der Relaxation betroffen sind, wird ebenfalls der Widerstand in der Auswurfphase des Herzens verringert und die Nachlast sinkt.
Eine Gabe von Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin) ist auch bei Gallen- & Harnleiterkoliken denkbar, im Rettungsdienst meistens aber unüblich und selten freigegeben.
Nebenwirkungen #
- orthostatische Fehlregulationen
- Kopfschmerzen & Schwindel
- Übelkeit & Erbrechen
- Hypotonie mit evtl. Reflextachykardie
- Flush (Hautrötung im Gesicht)
Pharmakokinetik #
Wirkeintritt: ~ 1 Minuten
Wirkdauer: 20 – 30 Minuten (Wirkmaximum bei 5 Minuten)
Halbwertszeit: 2,5 – 4,4 Minuten
Applikationsweg: sublingual
Applikationsgeschwindigkeit: schnell
Wechselwirkung #
Wirkungsverstärkung durch:
→ PDE5-Hemmer (Phosphodiesterase baut normalerweise cGMP ab, wird sie gehemmt kann das zusätzliche cGMP nach Nitratgabe nicht abgebaut werden und es kommt zu nicht kontrollierbaren lebensbedrohlichen RR-Abfällen); siehe auch: PDE5-Hemmer und Nitrospray – gefährlich!
→ anderer Vasodilatatoren, Antihypertensiva, Diuretika, trizyklischen Antidepressiva
→ Alkohol
Wirkungsabschwächung von:
→ Heparin
Quellen #
- Bastigkeit, M. (2019). Medikamente in der Notfallmedizin. Edewecht, Deutschland: Stumpf + Kossendey.
- Enke, K., Flemming, A., Hündorf, H.-P., Knacke, P. G., Lipp, R. & Rupp, P. (Hrsg.). (2015). Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin: Patientenversorgung und spezielle Notfallmedizin (5. Aufl., Bd. 1). Edewecht, Niedersachsen: Stumpf + Kossendey. – S. 363-370
- G. POHL-BOSKAMP GmbH & Co. KG. (2018, April). Fachinformation: Nitrolingual® Spray.
- Hohage, H. (2017). Pharmakologie für Notfallsanitäter: Medikamente aus dem Pyramidenprozess (2. Aufl.). München, Deutschland: LUHRI Verlagsgesellschaft bR.
- Huch, R. & Jürgens, K. D. (2015). Mensch Körper Krankheit (7. Aufl.). München , Deutschland: Urban & Fischer.