DBRD-Algorithmus: starke Schmerzzustände (DBRD)
NUN-Algorithmus: Analgesie – Stärkste Schmerzen (NUN)
Der Gastrointestinaltrakt hat über seine verschiedenen Organe stets einen ähnlichen Aufbau der Wandschichten. So liegt vom Lumen aus beginnend die Mucosa und hinter ihr die Submucosa. Dahinter folgt eine Muskelschicht (Muscularis) und zum Abschluss ganz außen eine Serosa aus Bindegewebe zur Stabilisation.
Bei der Ulkuskrankheit besteht ein Gewebedefekt im Bereich dieser Wandschichten, jeweils im Magen (Ulcus ventriculi = Magengeschwür) oder Duodenum (Ulcus duodeni = Zwölffingerdarmgeschwür). Man spricht von einem Geschwür, sobald dieses die Muskelschicht überwunden hat. Die Defekte können jedoch deutlich tiefer sein und bergen die Gefahr einer Ruptur.
Ursache #
Ursächlich ist grundsätzlich ein Ungleichgewicht zwischen der aggressiven Magensäure oder Verdauungssäfte und den Schutzmechanismen der Schleimhaut. Man unterscheidet einen akuten Ulkus, der bei einmaligen Ereignissen, z.B. durch Stress ausgelöst wird und chronisch rezidiviere Ulcera.
Ein sehr häufiger Auslöser: Durch die Einnahme von nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wird die Prostaglandinsynthese gehemmt, welche unter anderem die Produktion von Magenschleim zur Protektion vor der Magensäure anregt. (siehe Grafik unter Acetylsalicylsäure)
Weitere Auslöser können sein:
- Infektionen (meist Gastritis ausgelöst durch Helicobacter-Pylori)
- Stress
- andere Noxen
Symptome #
Allgemeine Symptome einer Ulkuskrankheit, die unabhängig von der genauen Lokalisierung auftreten, sind:
- epigastrischer Schmerz
- Teerstuhl
- Anämie
- Völlegefühl
- Übelkeit/Erbrechen
- Inappetenz
Spezifische Symptome je nach Lokalisation können sein:
Ulcus ventriculi
- Schmerzen unmittelbar nach Nahrungsaufnahme oder unabhängig der Nahrungsaufnahme
- Bluterbrechen (Hämatemesis)
Ulcus duodeni
- Schmerzen nach gewisser Zeit seit Nahrungsaufnahme
- „Spätschmerz“ oder „Nüchternschmerz“ insbesondere nachts
- Linderung der Schmerzen durch Nahrungsaufnahme
Vorsicht bei durch NSAR provozierte Ulzera: Diese verlaufen häufig asymptomatisch, bis es zum Eintritt einer Blutung oder Perforation kommt.
Therapie #
Die Behandlung sollte symptomorientiert erfolgen und sich an der Schwere der Symptome orientieren. Bei Bedarf kann eine Analgesie und Antiemese durchgeführt werden.
Sofern es durch den Ulcus zu einem Blutverlust kommt, sollte dieser durch die Gabe von Infusionslösung ausgeglichen werden.
Die akute Gefahr eines Geschwürs stellt dessen Ruptur dar. Bei Eintritt dieser kommt es zu einer lebensbedrohlichen Situation, welche sich als akutes Abdomen darstellt und eine sofortigen Transport in ein Krankenhaus mit Allgemein- und Viszeralchirurgie erfordert.
Klinisch wird in der Regel ein Protonenpumpeninhibitor (PPI, ähnlich Omeprazol) verschrieben, welcher für eine geringere Säureproduktion sorgt.
Medikamente zur Analgesie #
- Metamizol : 1 g i.v. als Kurzinfusion (in 100 mg NaCl)
- Morphin: 2 – 3 mg i.v. schrittweise bis Besserung
- Esketamin: 0, 125 – 0,25 mg/kgKG i.v.
Medikamente zur Antiemese #
- Dimenhydrinat: 62 mg i.v.
- Droperidol: 0,625 – 1,25 mg i.v.
- Ondansetron: 4 mg i.v. bei laufender Infusion
siehe DBRD-Algorithmus: Übelkeit & Erbrechen
Differentialdiagnostik #
- Gastritis
- Refluxösophagitis
- akutes Koronarsyndrom
Quellen #
- Huch, R. & Jürgens, K. D. (2015). Mensch, Körper, Krankheit: Anatomie, Physiologie, Krankheitsbilder: Plus pflegeheute.de (7. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH.