DBRD-Algorithmus: Entlastungspunktion Spannungspneumothorax
Unter einem Pneumothorax versteht man die Ansammlung von Luft im Pleuraraum, dem Raum zwischen Lunge und Brustkorb, wodurch es zu einem teilweisen oder kompletten Kollaps der Lunge mit lebensbedrohlichen Folgen kommen kann. Unterschieden wird zwischen einem Spontanpneumothorax, einem traumatischen Pneumothorax und der gefährlichsten Form, dem Spannungspneumothorax.
URSACHE #
Der Pleuraspalt ist der Raum zwischen Lungenfell & Rippenfell, er ist gefüllt mit einer serösen Flüssigkeit. Hierdurch haften beide Schichten beweglich aneinander (Vergleich: zwei Glasscheiben mit etwas Wasser dazwischen). Der dortige Unterdruck sorgt dafür, dass die Lunge den Bewegungen des Thorax folgt und offengehalten wird.
Sobald Luft durch eine Verletzung o.ä. in den Pleuraspalt gelangt, entweicht der Unterdruck. Die Lunge folgt nun nicht mehr den Thoraxbewegungen und es kommt zum kompletten oder teilweisen Kollaps der Lunge.
SPONTANPNEUMOTHORAX #
Der Spontanpneumothorax tritt plötzlich, häufig durch sehr starkes Husten oder beim Kraftsport auf. Häufig kommt es zum Platzen von kleinen Lungenbläschen. Die Patienten sind in der Regel männlich, schlank und zwischen 15 und 35 Jahre alt.
TRAUMATISCHER PNEUMOTHORAX #
Der traumatische Pneumothorax entsteht in Folge von Verletzungen des Brustkorbes nach Unfällen oder anderen Traumata. Häufig sind dies Rippenbrüche, Stich- & Schussverletzungen, Quetschungen des Brustkorbs oder ein Barotrauma.
SPANNUNGSPNEUMOTHORAX #
Dem Spannungspneumothorax liegt häufig eine traumatische Ursache zu Grunde. Durch einen Ventilmechanismus gelangt beim Einatmen immer mehr Luft in den Pleuraspalt, welche beim Ausatmen durch den „Verschluss des Ventiles“ (der Eintrittsverletzung) nicht mehr entweichen kann. Innerhalb von kürzester Zeit entsteht so eine extrem lebensgefährliche Situation.
Durch eine Mittelfellverschiebung wird auch die gesunde, unverletzte Lunge komprimiert. Zudem wird die obere Hohlvene komprimiert und kann im schlimmsten Fall abknicken. Die Folge sind Hypotonie & Tachykardie, gestaute Halsvenen, Hypoxie, Zyanose und ein Hautemphysem.
SYMPTOME #
- Hypotonie
- Tachykardie
- gestaute Halsvenen
- Tracheaverschiebung
- Hypoxie mit Zyanose
- Hautemphysem
- fehlender Radialispuls
- einseitig abgeschwächtes Atemgeräusch
THERAPIE #
Die Therapie eines Pneumothorax ist immer die Entlastung des Pneus und damit das Ablassen der Luft aus dem Pleuraspalt. Extrem wichtig ist diese Maßnahme beim Spannungspneumothorax, da dieser nach Minuten zum Tod führen kann. Hierzu gibt es Kriterien, bei welchen eine Entlastung durch den Rettungsdienst erfolgen muss.
ENTLASTUNGSKRITERIEN #
Es müssen 2 von 3 Entlastungskriterien erfüllt sein um, eine Entlastung vornehmen zu dürfen.
- Zyanose
- nicht tastbarer Radialispuls
- Bewusstseinseintrübung
Ausnahme: Bei einer Reanimation nach einem Trauma, wird eine beidseitige Entlastung in den Leitlinien initial empfohlen.
Die Entlastung erfolgt mit einer speziellen Entlastungsnadel oder einer großlumigen i.v.-Kanüle. In der Regel sollte bei einer erfolgreichen Punktion ein Zischen zu hören sein und/oder die Vitalparameter des Patienten sollten sich schnell verbessern. Bei erneuter Auskultation sollte sich das Atemgeräusch verbessert haben, anschließend die Nadel fixieren (z.B. eine gesamten Aufroller Leukoplast als Stütze festkleben). Wichtig ist, dass auch nach einer ersten Entlastung sich erneut ein Spannungspneumothorax entwickeln kann.
Folgende Punktionsorte sollten vom Rettungsdienst genutzt werden:
1. WAHL – BÜLAU #
4. – 5. ICR, vordere/mittlere Axilliarlinie, oberhalb der Rippe
2. WAHL – MONALDI #
2. – 3. ICR, Medioclavikularlinie, oberhalb der Rippe
QUELLE #
- Bernhard, M. (2018, 18. Dezember). Nadeldekompression bei Pneumothorax, Monaldi ist raus! News Papers. http://news-papers.eu/?p=8417
- Kuhnke, R. & von Meißner, W. (2014). Spannungspneumothorax – Ergänzungsprüfung – das sollten Sie wissen! retten!, 3(04), 229–234. https://doi.org/10.1055/s-0034-1393840
- Keinert, T., Frech, T. & Henn-Beilharz, A. (2018). Thoraxtrauma: Von der präklinischen Versorgung bis in den Schockraum. retten!, 7(04), 276–285. https://doi.org/10.1055/s-0043-118699