Morbus Meniere beschreibt einen anfallsartigen Drehschwindel (umgangssprachlich auch Attackenschwindel genannt). Der Schwindel tritt dabei plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf und kann einige Minuten bis zu mehreren Stunden andauern. Häufig kommt es durch in der Folge zu Übelkeit mit Erbrechen oder Stürzen, durch eine erhöhte Fallneigung.
Um von Morbus Meniere sprechen zu können, bedarf es im Normalfall der Kombination aus den drei Symptomen Drehschwindel, Tinnitus und akuter Hörminderung.
Ursachen #
Verantwortlich für den Schwindel ist vermutlich ein Anstieg der Menge an Endolymphe (Lymphflüssigkeit) im Innenohr, welcher zu einer Druckerhöhung mit konsekutiven Einrissen in den feinen Membranen des Innenohrs führt. Die hierauf folgende Vermischung von Peri- und Endolymphe vermittelt durch Ladungsveränderungen falsche Signale an das Gehirn und führt zu stärkstem, anfallsartigem Drehschwindel.
Die Patienten sind in der Mehrzahl weiblich und haben in der Regel ein Alter zwischen 45 und 60 Jahren.
Symptome #
Morbus Meniere lässt sich an der Kombination aus folgenden Symptomen (Symptom-Trias) erkennen:
- lagerungsunabhängiger Drehschwindel
- Tinnitus
- verminderte Hörfähigkeit auf dem betroffenen Ohr
Weiter können Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Bei der Untersuchung der Pupillen kann ein horizontaler Nystagmus beim Auge der betroffenen Seite auftreten.
Therapie #
Die Therapie beschränkt sich auf eine symptomorientierte Therapie mit einer ausführlichen Diagnostik und Anamnese, um das Krankheitsbild sicher zu diagnostizieren. Auftretende Übelkeit kann medikamentös behandelt werden.
Als Zielklinik sollte eine Klinik mit HNO-Fachabteilung angefahren werden.
Medikamente bei Übelkeit #
Bei akuter Übelkeit (mit oder mit der Gefahr von Erbrechen) bietet sich eine medikamentöse Therapie an, um den Patienten die Situation angenehmer zu gestalten:
- Dimenhydrinat: 62 mg i.v.
- Droperidol: 0,625 – 1,25 mg i.v.
- Ondansetron: 4 mg i.v. bei laufender Infusion
siehe auch DBRD-Algorithmus: Übelkeit & Erbrechen
Differentialdiagnosen #
- Vestibulopathie
- Migräne
- Intoxikation
- Hypotonie
Achtung: Diese Differentialdiagnosen würden in den meisten Fällen nicht die klassischen Trias von Morbus Meniere erfüllen und könnten höchstens den Drehschwindel als Symptom erklären.
Quellen #
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. (2014, November). DEGAM-Leitlinie Nr. 7 – Ohrenschmerzen. AWMF Leitlinien. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-009l_S2k_Ohrenschmerzen_2014-12-abgelaufen.pdf
- Weber, M. & Offergeld, C. (2019). Hörsturz und andere Innenohrerkrankungen in der präklinischen Notfallmedizin. retten!, 8(01), 55–65. https://doi.org/10.1055/a-0646-8662