DBRD-Algorithmus: starke Schmerzzustände (DBRD)
NUN-Algorithmus: Analgesie – Stärkste Schmerzen (NUN)
Der Mesenterialinfarkt ist die schwerste Form einer Durchblutungsstörung im Bereich des Abdomens. Er weist eine hohe Sterblichkeit auf, da die Diagnose aufgrund des “faulen Frienden” häufig verspätet gestellt wird und Gewebe bereits unwiederbringlich untergegangen ist. Ergänzend zeigt er eine für abdominelle Erkrankungen ungewöhnlich Symptomatik, die in einigen Phase sogar komplett ohne pathologischen Befund sein kann.
Ursache #
Auslöser ist ähnlich eines Herzinfarktes der Verschluss von Mesenterialarterien mit folgendem Gewebeuntergang und Nekrosenbildung.
Durch die Minderversorgung des Darms kommt es in Phase 1 zu einem paralytischen Ileus. Sollte diese Minderperfusion nicht aufgelöst werden, folgt in Phase 2 eine Umstellung auf den anaeroben Stoffwechsel des minderversorgten Darmgewebes. Hierbei entsteht durch erhöhtes Laktat eine metabolische Azidose, welche vom Körper in Phase 3 durch erhöhte Respiration versucht wird abzubauen. Gelingt eine Aufhebung der Minderperfusion nicht und bleibt die Azidose bestehen kommt es zum Schock mit Multiorganversagen und letztendlich zum Tod.
Symptome #
Der Mesenterialinfarkt wird in drei Phasen eingeteilt, welche zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Symptome zeigen. Gerade bei diesem Krankheitsbild ist eine ausführliche Anamnese von großer Wichtigkeit. Die zweite Phase stellt die für den Patienten kritischste dar, sie wird auch “fauler Frieden” genannt. In dieser Phase kommt es zum Untergang von Gewebe, was häufig aufgrund der fehlenden Symptomatik nicht erkannt wird. Es treten lediglich gehäuft Blähungen aus, welche einen entscheidenden Hinweis geben können.
Phase 1 (plötzlich, kurz anhaltend) #
- starke Bauchschmerzen (häufig kolikartig)
- blutige Durchfälle
- Symptome eines Schocks
Phase 2 (bis zu 12h) #
- plötzliche Besserung, keine Schmerzen mehr
- keine Abwehrspannung
- Blähungen
- Blähbauch
Phase 3 #
- akute Verschlechterung
- Dyspnoe, Hyperventilation
- fehlende Peristaltik (Ileus)
- Multiorganversagen
- (septischer) Schock
- Peritonitis
Therapie #
Grundsätzlich ist ein unverzüglicher Transport in eine Klinik mit Viszeralchirurgie notwendig um eine intraoperative Reperfusion zu ermöglichen und bereits untergegangenes Gewebe zu entfernen um eine Peritonitis mit folgender Sepsis zu verhindern.
Die Therapie erfolgt symptomorientiert und ist häufig davon abhängig in welcher Phase sich der Patient befindet. Bei Anzeichen eines Schocks sollte eine Sauerstoff- und Volumentherapie (500 – 1000 ml VEL) durchgeführt werden. Aufgrund der starken Schmerzen wird eine Analgesie empfohlen.
Medikamente zur Analgesie #
- Metamizol : 1 g i.v. als Kurzinfusion (in 100 mg NaCl)
- Morphin: 2 – 3 mg i.v. schrittweise bis Besserung
Differentialdiagnostik #
- Ileus
- Darmperforation
- Appendizitis
- Peritonitis
Quelle #
- Klar, E., Rahmanian, P. B., Bücker, A., Hauenstein, K., Jauch, K.-W. & Luther, B. (2012). Acute Mesenteric Ischemia. Deutsches Aerzteblatt Online, 249. https://doi.org/10.3238/arztebl.2012.0249
- Luxem, J., Runggaldier, K., Karutz, H. & Flake, F. (Hrsg.). (2016). Notfallsanitäter Heute(6. Aufl.). München, Deutschland: Urban & Fischer.