DBRD-Algorithmus: starke Schmerzzustände
NUN-Algorithmus: Analgesie – Stärkste Schmerzen (NUN)
Die Gallenkolik ist gekennzeichnet durch kolikartigen Bauchschmerzen. Eine genaue (Schmerz-)Anamnese führt häufig zu dieser fundierten Verdachtsdiagnose. Es wird geschätzt, dass bis zu 20% der Menschen in Deutschland Gallensteine haben – welche aber nicht zwingend eine Gallenkolik zur Folge haben müssen. Löst sich einer dieser Gallensteine und “verstopft” den Gallengang, führt dies zu einer Kontraktion desselben und so zu den kolikartigen oder ansteigend gleichbleibenden Schmerzen.
Ursache #
Die Ursache für eine Gallenkolik ist eine Verstopfung der Gallengänge (meist des Ductus cysticus) oder der Papilla Vateri durch Gallensteine. Durch die Kontraktionen des Gallenganges und den Druck gegen die Steine entstehen Schmerzen, welche häufig als kolikartig beschrieben werden.
Nicht selten lösen fettige Mahlzeiten das Ereignis aus, da für die Verdauung der fettigen Speisen eine relativ große Menge Galle benötigt wird.
Das Risiko eine Gallenkolik zu erleiden steht in unmittelbarem Zusammenhang mit bestimmten Faktoren, die man sich mit der 6F-Regel merken kann. Je mehr F’s erfüllt sind, desto prädestinierter ist ein Patient für eine Gallenkolik.
- Female (weiblich)
- Fat (adipös)
- Fertile (fruchtbar)
- Fourty (>40 Jahre alt)
- Fair (Hellhäutig)
- Family (genetische Faktoren)
Symptome #
Die Symptome für eine Gallenkolik sind in der Regel vom rechten Oberbauch ausgehende starke Schmerzen. Die Schmerzen strahlen in den Rücken und das Epigastrium aus, wobei sie auch zu Schmerzen in der rechten Schulter führen können (siehe Head’sche Zone).
Der Schmerz ist hierbei nicht immer klassisch kolikarrtig wie bei der Harnleiterkolik, sondern häufig auch rasch ansteigend und dann gleichbleibend. Die Schmerzen halten oft 15 Minuten oder länger (bis zu mehreren Stunden) an, bevor sie wieder nachlassen.
Neben Schmerzen verspürt der Patient ein Völlegefühl. Es kann zu Übelkeit und Erbrechen kommen.
Therapie #
Vorrangig sollte der Patient in einer bauchdeckenentspannenden Position gelagert werden oder selbstständig eine ihm angenehme Position einnehmen.
Bei zunehmend starken Schmerzen oder Kreislaufproblemen sollte ein i.v.-Zugang angelegt werden und eine Analgesie durchgeführt werden.
Medikamente #
- Metamizol: 1 g i.v. als Kurzinfusion (in 100 mg NaCl)
- Butylscopolamin: 20-40 mg
CAVE zu Morphin & Glyceroltrinitrat:
Opiate wie Morphin sollten nur nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden, da sie eine Kontraktion der glatten Muskulatur bewirken können und somit zu einer Verschlechterung führen können. Auch Glyceroltrinitrat wird in einigen Werken zur Therapie empfohlen, sollte allerdings ebenfalls nur mit Bedacht eingesetzt werden (Hypotonie, Reflextachykardie, etc.).
Differentialdiagnostik #
- Pankreatitis
- akutes Koronarsyndrom
- Erkrankungen von Magen oder Duodenum
Quelle #
- Gutt, C., Jenssen, C., Barreiros, A.-P., Götze, T., Stokes, C., Jansen, P., Neubrand, M. & Lammert, F. (2018). Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. Zeitschrift für Gastroenterologie, 56(08), 912–966. https://doi.org/10.1055/a-0644-2972
- Enke, K., Flemming, A., Hündorf, H.-P., Knacke, P. G., Lipp, R. & Rupp, P. (Hrsg.). (2015). Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin: Patientenversorgung und spezielle Notfallmedizin (5. Aufl., Bd. 1). Edewecht, Niedersachsen: Stumpf + Kossendey.
- Amboss. (o. J.). Cholelithiasis, Cholezystitis und Cholangitis. https://www.amboss.com/de/wissen/Cholelithiasis%252C_Cholezystitis_und_Cholangitis