Cannabis gehört zu den der weltweit am häufigsten konsumierten Drogen. Der Hauptwirkstoff ist Tetrahydrocannabinol (THC), das über das endogene Cannabinoidsystem wirkt und psychotrope sowie vegetative Effekte verursacht.
Die akute Cannabis-Intoxikation ist meist selbstlimitierend, kann aber zu ausgeprägter Angst/Panik, akuten psychotischen Symptomen, Störungen der Vigilanz und Ausfällen der kognitiven Kontrolle führen. Schwere Komplikationen sind bei klassischen Cannabisprodukten selten, können aber vor allem bei Mischintoxikationen auftreten.
Ursache #
Zu einer Intoxikation mit Cannabis kommt es in der Regel durch bewussten Drogenmissbrauch. Tetrahydrocannabinol (THC) ist der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis. Seine Wirkung auf den Körper wird über das endogene Cannabinoidsystem vermittelt, insbesondere über CB1-Rezeptoren im Gehirn und CB2-Rezeptoren im Immunsystem.
Cannabis kann als Marihuana (Cannabiskraut, bestehend aus getrockneten und zerkleinerten Blättern und Blüten) oft gedreht als „Joint“ geraucht werden. Als Haschisch (Cannabisharz mit einem höheren THC-Gehalt) wird es mithilfe von Wasserpfeifen geraucht oder als Gebäck („Haschkekse“) gegessen. Selten wird Cannabisöl, welches den höchsten THC-Gehalt aufweist, konsumiert.
Dabei stellt die orale Aufnahme als Gebäck oder durch Öle eine besondere Gefahr für Überdosierungen dar, da der Wirkeintritt im Vergleich zur Inhalation deutlich verzögert eintreten kann (30 – 120 Minuten) und mithin durch, vor allem unerfahrene Konsumenten, schwer kontrollierbar ist.
Symptome #
Die Stärke und Ausprägung der Symptome einer Intoxikation mit Cannabis sind vom konsumierten Produkt, dem THC-Gehalt sowie der Einnahmeart abhängig und können variieren. Bei vorbestehenden psychiatrischen Erkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko für eine Verstärkung der folgenden psychischen Symptome:
- Angst & Panik
- Wahnvorstellungen & Halluzinationen
- desorganisiertes Denken
- Konzentrations- & Gedächtnisstörungen
Neben diesen psychischen Symptomen treten weitere Symptome bei einer Vielzahl von Patienten auf:
- Benommenheit / Sedierung
- Hypotonie
- Tachykardie
- Mundtrockenheit
- Augenrötung
- Übelkeit & Erbrechen
- Hyperphagie („Fressattacken“)
Bei Kindern können schon kleine orale Mengen zu starker Sedierung, Atemdepression (insbesondere bei Produkten mit hohem THC-Gehalt) und Kreislaufproblemen führen.
Therapie #
Die Therapie erfolgt aufgrund der Breite an möglichen Symptomen symptomorientiert nach dem ABCDE-Schema, die meisten Cannabis-Intoxikationen erfordern eine supportive Behandlung.
Die Patienten sollten beruhigt werden, hierzu kann es hilfreich sein eine Begleitperson mit einzubeziehen. Grundsätzlich empfiehlt sich eine reizarme und ruhige Kommunikation mit den Patienten.
Bei starker Agitation, Angst oder Panik, welche nicht durch Kommunikation gelöst werden kann, können Benzodiazepine zur Beruhigung und Sedierung eingesetzt werden.
Differentialdiagnostik #
- Intoxikationen mit anderen Substanzen
- akute Psychose oder Manie
- Hypoglykämie / Elektrolytstörungen
Quellen #
- Britch, S. C., Walsh, S. L., Vickers-Smith, R., Babalonis, S. & Slavova, S. (2022). Cannabinoid Poisoning-Related Emergency Department Visits and Inpatient Hospitalizations in Kentucky, 2017 to 2019. Substance Use & Misuse, 58(1), 66–76. https://doi.org/10.1080/10826084.2022.2148478
- Eichhorn, D., Schaper, A., Iwersen-Bergmann, S., Ondruschka, B., Weber-Papen, S. & Bernhard, M. (2025). Cannabis-associated emergencies. Deutsches Ärzteblatt International. https://doi.org/10.3238/arztebl.m2025.0074
- European Union Drugs Agency (EUDA). (2024, 29. November). European Drug Emergencies Network (Euro-DEN Plus): data and analysis. https://www.euda.europa.eu/publications/data-factsheet/european-drug-emergencies-network-euro-den-plus-data-and-analysis_en
- Scherbaum, N. (2024). Das Drogentaschenbuch (7. Aufl.). Georg Thieme Verlag KG.
- Takakuwa, K. M. & Schears, R. M. (2021). The emergency department care of the cannabis and synthetic cannabinoid patient: a narrative review. International Journal Of Emergency Medicine, 14(1). https://doi.org/10.1186/s12245-021-00330-3