“KO-Tropfen” (auch Date-Rape-Drugs) sind Substanzen, welche eingesetzt werden, um Personen bewusstlos oder willenlos zu machen. Sie werden in der Regel heimlich in die Getränke der betroffenen Personen gemischt, ein Verabreichung kann aber auch durch unbemerkte Nadelstichen mithilfe einer i.m.-Kanüle (Needle Spiking) erfolgen. Täter wollen die Betroffenen wehrlos gegen sexualisierte Gewalt oder andere Straftaten machen.
Patienten äußern häufig nach einem “Filmriss” den Verdacht, dass ihnen unbemerkt Substanzen verabreicht worden sind. Die Differenzierung zwischen einer Alkoholintoxikation und einer Intoxikation mit “KO-Tropfen” ist im Rettungsdienst häufig kompliziert, lässt sich klinisch aber innerhalb der ersten 6 – 12 Stunden mittels Blut- oder Urin-Probe sicher differenzieren.
Ursache #
In der Regel wird die Intoxikation mit “KO-Tropfen” von außenstehenden Personen ausgeführt. Die Substanzen können aber auch von den Patienten bewusst als Partydroge eingenommen werden, da sie in geringen Mengen lediglich eine enthemmende und entspannende Wirkung zeigen.
Die Substanzen sind geruchs- und farblos und haben einen leicht salzigen, seifigen oder bitteren Beigeschmack, welcher aber durch die Vermischung mit Mischgetränken oder Alkohol kaum wahrnehmbar ist. Hinzu kommt die häufig bereits vorbestehende Alkoholisierung der Patienten.
In Deutschland und Österreich werden folgende Substanzen häufig als “KO-Tropfen” verwendet:
- Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) („Liquid Ecstasy“)
- Gamma-Butyrolacton (GBL) (Vorläuferstoff zu GHB, wird im Körper 1:1 umgewandelt)
- Benzodiazepine
- Ketamine
Der Wirkeintritt bei der Verabreichung von GHB und GBL liegt bei 10 – 30 Minuten, die Wirkung kann bis zu 4 Stunden anhalten. Bei Benzodiazepinen und Ketamin kann der Wirkeintritt je nach Substanz deutlich abweichen, liegt aber meistens bei 15 – 20 Minuten nach oraler Aufnahme.
Symptome #
Die Symptome decken sich teilweise mit denen einer akuten Alkohol-Intoxikation, wobei aber vor allem das plötzliche Auftreten eines “Filmrisses” ein wichtiger Anhaltspunkt für eine Intoxikation mit “KO-Tropfen” sein kann.
- Schwindel & Kopfschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen
- Willenslosigkeit & Verwirrtheit
- Wahrnehmungsschwierigkeiten (“vernebeltes Gefühl”)
- plötzlicher Erinnerungslücken (“Filmriss”)
- eingeschränkte Beweglichkeit
Wenn möglich kann eine Fremdanamnese wichtige Hinweise geben. Mögliche Fragestellung können hierbei sein:
- Wann traten die Symptome auf? (Zusammenhang mit Konsum von Getränken / Lebensmitteln?)
- Wurde mehr Alkohol als sonst getrunken? Wie werden ähnliche Mengen Alkohol sonst vertragen?
- Auffällige Beobachtungen (Personen, Personengruppen, Getränke wurden “ausgegeben”)?
Therapie #
Die Therapie der Patienten erfolgt symptomorientiert gemäß ABCDE-Schema. Bei Hinweis auf sexuelle Gewalt sollte zusätzlich eine gynäkologische Untersuchung in einer Klinik erfolgen.
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Straftat und bei Patientenwunsch muss eine gerichtsfeste Blutentnahme und Spurensicherung erfolgen. Hierfür müssen lokale Vorgaben beachtet werden. Neben der Anzeige und Spurensicherung durch die Polizei kann in einigen Teilen von Deutschland auch eine vertrauliche, rechtssichere Spurensicherung ohne die sofortige Anzeige bei der Polizei durch spezielle Hilfsorganisationen durchgeführt werden (vgl. Netzwerk ProBeweis in Niedersachsen).
rechtliche Einordnung #
Die heimliche Verabreichung von KO-Tropfen stellt, auch ohne folgende Straftaten, eine gefährliche Körperverletzung dar (§§223, 224 I Nr. 1 StGB), auch der Versuch ist strafbar. Weitergehende Handlungen wie Raub oder sexuelle Übergriffe sind bei Durchführung der Tat mithilfe von “KO-Tropfen” häufig schwerer bestraft als eine Durchführung ohne diese Substanzen.
Gefährliche Körperverletzung – § 224 StGB
Quellen #
- Bundesgerichtshof (BGH). (2009). BGH Urteil (4 StR 473/08). https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=4+StR+473%2F08.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (o. D.-a). Benzodiazepine – Drugcom. Abgerufen am 9. September 2024, von https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-b/benzodiazepine/
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (o. D.-b). Ketamin – Drugcom. Abgerufen am 9. September 2024, von https://www.drugcom.de/wissenstests/andere-themen/weitere-informationen-zu-anderen-drogen/ketamin/
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (2023). GHB – kleine Tropfen mit großer Wirkung. Abgerufen am 9. September 2024, von https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/ghb-kleine-tropfen-mit-grosser-wirkung-1/
- Date rape drugs | Office on Women’s Health. (o. D.). https://www.womenshealth.gov/a-z-topics/date-rape-drugs
- Drug Enforcement Administration. (2017). Drug-Facilitated Sexual Assault. https://www.dea.gov/sites/default/files/2022-01/Drug%20Facilitated%20Sexual%20Assault.pdf
- House of Commons – Home Affairs Committee. (2022). Spiking: Ninth Report of Session 2021–22. https://committees.parliament.uk/publications/21969/documents/165662/default/
- Sozialministerium Österreich. (2023). Vorsicht vor K.O.-Tropfen. Abgerufen am 9. September 2024, von https://www.sozialministerium.at/Services/Neuigkeiten-und-Termine/Archiv-2023/April-2023/ko-tropfen.html