Unter einer Exsikkose versteht man die Austrocknung des Körpers durch Flüssigkeitsverlust beziehungsweise durch eine negative Flüssigkeitsbilanz. Diese Art des Notfalls kommt häufig bei älteren Patienten, seltener bei Säuglingen und Kleinkindern vor. Eine Abgrenzung zu anderen, vorrangig neurologischen und kardiovaskulären Erkrankungen ist notwendig, da sich die Symptome deutlich überschneiden können.
Ursache #
Senioren #
Bei Senioren kann es durch ein gestörtes Durstempfinden und/oder psychischen Erkrankungen wie Demenz zu einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme kommen, welche gerade bei hohen Temperaturen zu Problemen führen kann. In Kombination mit Durchfall oder Erbrechen wird das Auftreten einer Exsikkose wahrscheinlicher.
Ein besonderes Augenmerk sollte bei dieser Patientengruppe auch auf den Medikamentenplan gelegt werden: Diuretika und andere entwässernde Medikamenten können den Flüssigkeitshaushalt des Körpers in eine negative Bilanz bringen.
Kleinkinder und Säuglinge #
Bei Kleinkindern und Säuglingen kommt es durch die geringen Flüssigkeitsreserven zu einer rapiden Verschlechterung der Symptome. Vor allem in Kombination mit Brechdurchfall oder Fieber ist das Risiko von lebensbedrohlichen Situationen bei Kleinkindern hoch.
Als einfaches Hilfsmittel zum Erkennen einer Exsikkose bei Kindern sollte die ReKap-Probe angewandt werden. Ein kritischer Volumenmangel liegt bei einer ReKap-Zeit > 2 Sekunden vor.
Symptome #
- Bewusstseinsstörung / Somnolenz / Agitiertheit (Schlaganfall-Symptomatik)
- trockene Haut (unter den Achsel “pudertrocken”)
- trockene Schleimhäute
- Durst / starkes Durstgefühl
- Hypotonie / Tachykardie
- Anurie / Oligurie
- Orthostasen
- Schwindel / Kopfschmerzen
Therapie #
Bei einer allein vorliegenden Exsikkose oder aber zum Ausschluss von anderen Erkrankungen bietet sich eine Flüssigkeitsgabe an. Diese sollte wenn möglich oral erfolgen, sofern dies aufgrund des Patientenzustands nicht möglich ist, erfolgt die Gabe intravenös. In der Regel kommt es bei alleinigen Vorliegen einer Exsikkose innerhalb von 5 bis 10 Minuten zu einer Zustandsverbesserung des Patienten. Eine Infusionsmenge von 500 ml bis 1000 ml Infusionsflüssigkeit bei Erwachsenen ist häufig ausreichend.
Zur Vereinfachung der Therapie bei Kindern sollte von den in der Klinik angewandten Erhaltungsdosen abgesehen werden. Stattdessen wird präklinisch pädiatrische Infusionslösung als Bolus in der Dosierung 20 ml/kgKG angewandt.
Medikamente #
Volumengabe – Erwachsene | 500 – 1000 ml kristalloide Infusionslösung |
Volumengabe – Kinder | 20 ml/kgKG pädiatrische Infusionslösung |
Krankenhaustransport #
Problematisch ist die Frage nach einer Krankenhauseinweisung: Eine isolierte Exsikkose ist normalerweise kein Grund für eine Krankenhauseinweisung, da keine weiteren medizinischen Probleme vorliegen und das zur Alarmierung des Rettungsdienst führende Krankheitsbild bereits behandelt wurde. Allerdings kann in Pflegeheimen oder bei älteren Patienten zuhause häufig keine ausreichende Betreuung sicher gestellt werden oder Angehörige und Pflegepersonal wünschen den Transport in ein Krankenhaus. Das eingesetzte Rettungsdienstpersonal sollte hier in enger Absprache mit dem Patienten und den Angehörigen eine Entscheidung finden.
Differentialdiagnostik #
- Schlaganfall
- Hypotonie (kardialer Genese)
- Intoxikation (beachte: Diuretika)
Quelle #
- Eich, C. B., Guericke, H., Brackhahn, M. & Glowacka, M. (2018, 8. Juni). Maße & Dosierungen in der Kinderanästhesie, Kinderintensiv- und Kindernotfallmedizin. Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“. https://www.auf-der-bult.de/fileadmin/media/docs/KIB-ARZ/downloads/An%C3%A4sthesie_Ma%C3%9Fe_und_Dosierungen_Kinderan%C3%A4sthesie.pdf
- Posovszky, C., Backendorf, V. R., Buderus, S., Claßen, M., Epple, H., Gruber, B., Hauer, A. C., Hübner, J., Keller, K., Koletzko, S., Lawrenz, B., Schmidt-Choudhury, A., Stallmach, A. & Von Both, U. (2019). S2k-Leitlinie „Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ – AWMF Registernummer 068-003. Zeitschrift Fur Gastroenterologie, 57(09), 1077–1118. https://doi.org/10.1055/a-0981-6906
- Ramroth, H., Specht-Leible, N., König, H.-H., Mohrmann, M. & Brenner, H. (2016). Inanspruchnahme stationärer Krankenhausleistungen durch Pflegeheimbewohner. Deutsches Ärzteblatt, 103(41), 2710–2713.