Intoxikationen mit Kohlenstoffmonoxid (CO) entstehen häufig in Folge von Brandereignissen oder Suizidversuchen. Kohlenstoffmonoxid entsteht als Nebenprodukt bei unvollständigen Verbrennungen und kann neben der Entstehung bei Brandereignissen auch durch die Nutzung von Verbrennungsmotoren, Grill & Kamin, Shishas und Gasheizern entstehen.
Die Gefahr besteht darin, dass CO vollständig geruchs- und geschmacksneutral ist und in der Luft nicht sichtbar ist. Es wird es häufig unbemerkt über die Einatemluft aufgenommen und führt zu Atemproblemen und teilweise massiven Vigilanzminderungen.
Aus Gründen des Eigenschutz wird im Rettungsdienst der Einsatz von CO-Warnern als Ergänzung der persönlichen Schutzausrüstung empfohlen.
Ursache #
Kohlenstoffmonoxid hat eine 300-fach höhere Affinität zu Hämoglobin als Sauerstoff und blockiert so den Sauerstofftransport.
Es führt durch eine verminderte O2-Abgabe in das Gewebe zu einer Verschiebung der Sauerstoffbindungskurve. Zudem hemmt es die Wirkung von wichtigen Zellenzymen und führt zu einer Hypoxie. Von der Hypoxie ist zunächst Gewebe mit einem hohem O2-Bedarf, allen voran das zentrale Nervensystem, betroffen.
Auswirkungen von CO-Intoxikationen:
- Verdrängung von Sauerstoff vom Hämoglobin
- verstärkte Bindung von vorhandenem Sauerstoff an Hämoglobin, dadurch verminderte O2-Abgabe
- Hemmung von Zellenzymen führt zu zellschädigender Hypoxie
Symptome #
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und hängen vom CO-Hb-Gehalt im Blut, Länge der Exposition sowie von individuellen Eigenschaften des Patienten (Empfindlichkeiten und Vorerkrankungen) ab. So zeigen Raucher oft erst verzögert Symptome, da sie einer dauerhaften CO-Intoxikation ausgesetzt sind.
CO-Wert (CO-Hb) | Symptome |
10 – 15 % CO-Hb | Sehstörungen, Schwindel & Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Tachykardie |
30 – 40 % CO-Hb | massive Vigilanzminderung, Krampfanfälle, Hyperventilation, Übelkeit & Erbrechen, Zyanose |
> 50 % CO-Hb | sofortige Bewusstlosigkeit, Koma, Hyperthermie, Lungenödem, Tod durch Atemlähmung oder Herzversagen |
Vor allem bei der Rauchgasinhalation kommt es nicht nur zu einer alleinigen CO-Vergiftung, sondern zu einer Mischintoxikation mit diversen im Brandrauch befindlichen Stoffen & Gasen. Aus diesem Grund können auch Schädigungen der Schleimhaut und der Atemwege auftreten, dann zeigen sich u.a. Symptome wie Husten und Augentränen.
Hinweis: Konventionelle Pulsoxymeter sind nicht aussagekräftig, da CO-Hb Licht auf einer ähnlichen Wellenlänge wie O-Hb absorbiert. Vermeintlich normale Sättigungswerte sollten daher nicht falsch interpretiert werden.
Therapie #
- initial hochdosierte O2-Gabe über Maske
- im Verlauf NIV-Therapie anstreben
Durch eine Beatmung mit 100% Sauerstoff wird die Halbwertszeit von CO im Körper drastisch reduziert (1 Stunde im Vergleich zu 5 Stunden unter Raumluft), bei Zunahme eines erhöhten Drucks noch einmal mehr (HWZ: 20 Minuten). Aufgrund dieser Tatsache sollte über eine NIV-Therapie nachgedacht werden!
Eine Intubation ist nur bei fehlenden Schutzreflexen / Bewusstlosigkeit als Atemwegssicherung notwendig, nicht aber um das CO aus dem Körper zu entfernen. Hierfür bietet sich ein erhöhter Sauerstoffpartialdruck an, welcher mittels NIV-Therapie realisiert werden kann an.
Ansonsten sollten die Patienten symptomorientiert gemäß des ABCDE-Schemas untersucht und behandelt werden. Je nach Schwere der Intoxikation sollte ein Transport in eine Klinik mit Intensivkapazitäten angestrebt werden.
Quellen #
- Eichhorn, L., Thudium, M. & Jüttner, B. (2018). The diagnosis and treatment of carbon monoxide poisoning. Deutsches Aerzteblatt Online, 863–870. https://doi.org/10.3238/arztebl.2018.0863
- Enke, K., Flemming, A., Hündorf, H.-P., Knacke, P. G., Lipp, R. & Rupp, P. (Hrsg.). (2015). Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin: Patientenversorgung und spezielle Notfallmedizin (5. Aufl., Bd. 1). Edewecht, Niedersachsen: Stumpf + Kossendey.
- Thieme, S. & Bosch, S. (2017). Kohlenmonoxid: Unterschätzte Gefahr für Patienten und Retter. retten!, 6(03), 218–229. https://doi.org/10.1055/s-0042-124038