Affektkrämpfe (auch Atemanhaltekrämpfe) sind nicht-epileptische Anfälle, die bei Kindern zwischen 6 Monaten und 6 Jahren auftreten können. Sie treten meist in emotional belastenden Situationen wie Schmerz, Wut oder Angst auf und werden durch eine Reflexreaktion ausgelöst.
Für den Rettungsdienst ist die Erkrankung insofern relevant, als die Symptome dramatisch und bedrohlich wirken können – bis hin zur kurzfristigen Bewusstlosigkeit oder tonisch-klonischen Bewegungsmustern. Eine genaue Anamnese ist notwendig um unnötige invasive Maßnahmen zu vermeiden.
Ursache #
Bei Kindern müssen Affektkrämpfe immer von zerebralen Anfällen oder einem Fieberkrampf abgegrenzt werden, hierzu ist bereits der Auslöser ein erster Anhaltspunkt. Affektkrämpfe treten durch äußere Einflüsse (z.B. Stress, Angst, Trotz) auf, in deren Folge sich Kleinkinder in einen Affektkrampf hineinsteigern.
Grundsätzlich lassen sich Affektkrämpfen in einen zyanotischen und einen blassen Typ unterscheiden.
zyanotischer Typ #
Zyanotische Affektkrämpfe, umgangssprachlich häufig auch Schreikrampf oder englisch „breath-holding spell“, treten bei Kleinkindern nach einem Frustrationsmoment oder Schmerzreiz auf.
Typisch ist ein intensives und längeres Schreien wodurch die Exspiration blockiert wird. Es folgt ein plötzlicher Verlust des Muskeltonus und eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit. In dieser Phase können tonische Verkrampfungen auftreten. Die begleitende Zyanose wirkt häufig dramatisch, hat aber keine epileptische Ursache.
blasser Typ #
Blasse Affektkrämpfe treten bei Kindern nach einem plötzlichen Schmerz- oder Schreckreiz auf. Nach dem Ereignis kommt es zu einer reflektorischen kurzen Asystolie oder Bradykardie, gefolgt von einer zerebraler Minderperfusion. Es zeigen sich Symptome wie Blässe, Bewusstseinsverlust und vereinzelte tonische Verkrampfungen. Diese Episode dauert in der Regel weniger als 30 Sekunden an, ist selbstlimitierend und erfordert, sofern keine anderen Verletzungen vorliegen, keine spezielle medizinische Behandlung.
Symptome #
Die Symptome eines Affektkrampfs können initial, vor allem bei ersten Auftreten, dramatisch und bedrohlich wirken. Eine differenzierte Betrachtung ist daher essentiell, um epileptische Anfälle oder kardiale Ursachen auszuschließen und unnötige invasive Maßnahmen zu vermeiden.
Typische Symptome eines Affektkrampfs können sein:
- plötzliche Atemanhaltephase nach Weinen / Schreien
- Zyanose
- Blässe
- Kollapsneigung
- kurzzeitige Bewusstlosigkeit (< 1 Minute)
- tonisch-klonische Verkrampfungen
Abweichend zu einem epileptischen Anfall oder einem Fieberkrampf liegt keine postiktale Phase vor und Patienten sind unmittelbar nach Ende des Affektkrampfes wieder bei guter Allgemeinverfassung ohne Auffälligkeiten.
Therapie #
Im Rettungsdienst steht die Anamnese und Beobachtung im Vordergrund. Wichtig ist das Erkennen der harmlosen Natur des Anfalls und das Ausschließen bedrohlicher Differenzialdiagnosen.
Falls möglich sollte der Auslöser des Affektkrampf bestmöglich reduziert werden. Zusätzlich sollten die Atemwege freigehalten werden und eine Basisüberwachung kann etabliert werden.
Das Beruhigen von aufgeregte Eltern durch das Rettungsdienstpersonal ist hilfreich, damit diese ihrerseits beruhigend auf das betroffene Kind einwirken können, um zu einer Entspannung der Situation beizutragen.
Eine medikamentöse Therapie ist nicht erforderlich, da die Erkrankung selbstlimitierend ist. Es dürfen keine Antikonvulsiva und Benzodiazepine verabreicht werden!
Differentialdiagnostik #
- Krampfanfall
- Fieberkrampf
- Synkope
- Atemwegserkrankungen
- Kindesmisshandlung
Quellen #
- National Library of Medicine (US). (2023, 6. November). Breath-holding spell: MedlinePlus Medical Encyclopedia. MedlinePlus. https://medlineplus.gov/ency/article/000967.htm
- Springer Medizin. (2019, 5. Mai). Nichtepileptische Anfälle und paroxysmale Phänomene bei Kindern und Jugendlichen. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/paediatrie/nichtepileptische-anfaelle-und-paroxysmale-phaenomene-bei-kindern-und-jugendlichen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54671-6_267