Bei einer Schenkelhalsfraktur (häufig auch Oberschenkelhalsfraktur) kommt es zu einem Knochenbruch im Bereich des Übergangs vom Hüftkopf zum Schaft des Oberschenkelknochens. Betroffene können das Bein nicht mehr belasten und sind stark bewegungseingeschränkt. Hinzu kommen unter Umständen starke Schmerzen.
Der Rettungsdienst wird häufig in Folge von Stürzen bei Senioren mit der Schenkelhalsfraktur konfrontiert. Nicht selten handelt es sich um eine komplexe Einsatzsituation, da Patienten aufgrund der starken Schmerzen nur schwer ohne Analgesie mobilisiert und aus der Situation gerettet werden können.
Ursache #

Die Schenkelhalsfraktur betrifft in der Regel ältere Patienten, aber auch junge Patienten können beim Sport oder bei einem Hochrasanztrauma betroffen sein. Dennoch ist die häufigste Ursache ein Sturz, meisten aus normaler Höhe im Stehen auf harten Untergrund. Dieser kann als Bagatellereignis im Alter oder in Folge von internistischen Problemen (bspw. Synkope) aufgetreten.
- Sturz auf Hüfte (mit oder ohne internistische Ursache)
- ohne adäquates Trauma bei Tumor oder Osteoporose
- Hochrasanztraumen (Verkehrsunfall, Sturz aus Höhe)
- Sturz beim Sport
Symptome #
Die Symptome sind in der Regel gut erkennbar und machen die Diagnose einer Schenkelhalsfraktur auch ohne die Möglichkeit einer Röntgenuntersuchung bereits an der Einsatzstelle möglich.
- Schmerzen in der Hüfte / Leiste, ausstrahlend in Becken / Knie
- Beinverkürzung und / oder Außenrotation
- Bein kann nicht gestreckt werden
- Gehen und Stehen nicht möglich
- Blutergüsse und Schwellungen über dem Hüftgelenk

(Foto by docP under CC BY-SA 3.0)
Therapie #
Grundsätzlich sollte ein Transport in ein Krankenhaus mit Unfallchirurgie organisiert werden, da die Schenkelhalsfraktur eine potentiell lebensbedrohliche Verletzung darstellt. Rund 20% aller Patienten mit einer proximalen Femurfraktur versterben innerhalb eines Jahres nach dem Unfall, eine verzögerte Behandlung erhöht dieses Risiko.
Eine Analgesie ist bei den meisten Patienten aufgrund starker Schmerzen notwendig. Das betroffene Bein sollte während des Transportes ausreichend gepolstert werden, eine Reposition ist zwingend zu unterlassen!
Um den Patienten auf den Transport vorzubereiten und eine notwendige Rettung durchzuführen, empfiehlt sich:
- schonende Rettung unter leichtem Längszug am Bein (Analgesie!)
- Rettung mithilfe der Schaufeltrage
- verletztes Bein mit leicht gebeugtem Hüftgelenk lagern & unterpolstern
- Lagerung auf Vakuummatratze
Diskussion: Beckenschlinge #
Eine Beckenschlinge ist bei einer alleinigen Schenkelhalsfraktur regelmäßig nicht indiziert. Der Einsatz der Beckenschlinge sollte aber immer dann erfolgen, wenn es sich um ein Hochrasanztrauma oder einen Sturz aus > 3m handelt und es Hinweise für eine Beckenverletzung gibt.
Differentialdiagnostik #
- Hüftprellung
- andere Frakturen der Hüfte
- Beckenfrakturen
- knöcherner Sehnenausriss am Becken
Quellen #
- Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU), Bonnaire, F. & Weber, A. (2015, 9. Oktober). S2e-Leitlinie 012/001: Schenkelhalsfraktur des Erwachsenen. IAKH e.V. https://www.iakh.de/files/iakh/public/richtlinien/012-001l_S2e_Schenkelhalsfraktur_2015-10_01.pdf
- Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, Aschenbrenner, I. & Biberthaler, P. (o. D.). Schenkelhalsfraktur (= Oberschenkelhalsbruch). dgu-online.de. https://www.dgu-online.de/patienten/haeufige-diagnosen/senioren/schenkelhalsfraktur.html
- Servier Medical Art. (o. D.). Fracture of femur. https://smart.servier.com/smart_image/fracture-of-femur/