Jeder hat schonmal von Ösophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre) gehört – die meisten bringen sie auch direkt mit langjährigem Alkoholabusus in Verbindung. Aber wie entstehen sie und was macht eine Ruptur so gefährlich?
Eine Folge eines längerfristigen C2-Abusus ist das Entstehen einer Leberzirrhose. Hierbei wird funktionstüchtiges Lebergewebe infolge kleiner Schädigungen bei jedem Alkoholkonsum durch Bindegewebe ersetzt, welches die eigentliche Funktion der Leberzellen nicht mehr ausführen kann. Zudem wird die Leber „härter“ und kann nicht mehr so gut vom Blut aus der Leberpfortader durchflossen werden.
Infolgedessen staut sich das Blut in die Venen der großen Bauchorgane (Magen, Darm, Milz, …) zurück, die normalerweise das von ihnen venös abgeflossene Blut über die Pfortader durch die Leber schleusen, um es reinigen zu lassen (vgl. “first-pass-effect” bei oral verabreichten Medikamenten).
Dieser Rückstau resultiert durch Verbindungen von Magen- und Ösophagusvenen auch in angeschwollenen Venen im gut durchbluteten Ösophagus.
Platzen nun diese Venen, kommt es in kurzer Zeit durch das erhöhte Blutvolumen und den hohen Druck in den Venen zu massiven Blutungen.
Der Körper erkennt das Aufreissen der Venen und versucht die Blutgerinnung zu stimulieren, um die Wunde zu verschließen. Einige der für die Blutgerinnung benötigten Gerinnungsfaktoren werden normalerweise auch in der Leber gebildet und sind bei einem Funktionsverlust ebenfalls weniger vorhanden. Die Blutung kann somit nicht gestillt werden und der Patient ist schnell im hypovolämischen Schock.
Neben der symptomorientierten Therapie, etwa Infusionsgabe zur Stabilisierung des Blutdrucks (Ziel: permissive Hypotonie mit MAP von ca. 50mmHg – syst. ca. 80mmHg um die Blutung nicht noch zusätzlich zu verstärken), gibt es für den Rettungsdienst sehr wenige Therapieansätze. Eine Möglichkeit ist das Einlegen einer Sengstaken-Blakemore-Sonde (ein Ballonkatheter, der in den Ösophagus eingeführt wird), zur Kompression der geplatzten Venen von innen. Hierfür muss zum Aspirationsschutz allerdings zuvor intubiert werden, so dass das Manöver viel Zeit kostet und sehr bewusst gegen die Möglichkeit eines schnellstmöglichen Transports in die Klinik abgewogen werden sollte.
Wichtig: Im Text werden Ösophagusvarizen v.a. als Folge eines langjährigen Alkoholabusus mit entstehender Leberzirrhose behandelt. Es gibt daneben natürlich auch viele andere Möglichkeiten, wie es zu Lebererkrankungen mit portaler Hypertension und dem Entstehen von Ösophagusvarizen kommen kann!